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Öffentlicher Kaderarztvortrag im Spital Thusis am 01. Juni 2017

„Schönheitschirurgie – erobert der Hollywood-Trend das Bündnerland?” mit diesem Thema bot das Spital Thusis mit den viel besuchten Kaderarztvorträgen erneut eine Möglichkeit, sich mit einem medizinischen Thema vertieft auseinander zu setzen.
Passt die Schönheitschirurgie nicht eher nach Hollywood als in das Regionalspital Thusis? Oder haben wir ein völlig falsches Bild von der «Schönheitschirurgie»? Frau Dr.med. Simone Pintus-Stoss ist seit 2015 Konsiliarärztin für plastische, rekonstruktive und ästhetische Chirurgie und wohnt in der Region. In ihrem Vortrag sprach sie über Sinn und Unsinn in der plastischen Chirurgie, bot eine gesamtheitlich Beleuchtung der einzelnen Themen und erzählte Geschichten von Menschen, die heute dank dieser Entwicklung wieder ein "normales" Leben führen können. Anhand von Bildmaterial wurde erläutert, wo die heutigen Möglichkeiten liegen und wo Grenzen zu ziehen sind. Im Anschluss an den Vortrag stand die Referentin am offerierten Apéro allen Interessierten für Fragen und Auskünfte zur Verfügung.

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Vor dem Vortrag vom 1. Juni 2017 konnten wir mit Frau Dr. med. Simone Pintus-Stoss ein Interview zum Thema Schönheitschirurgie führen (Veröffentlicht im “pöschtli” am Donnerstag, den 8. Juni 2017 unter der Rubrik “Gesundheit”).

Frau Dr. Pintus-Stoss, in der plastischen Chirurgie ist der Arzt bzw. die Ärztin oft nicht mehr nur als Heiler tätig, der Leiden mindert, sondern als Dienstleister, der den Körper optimiert. In welcher Rolle sehen Sie sich selbst?
Ich denke, es ist nicht so einfach, diese Frage zu beantworten. Auf der einen Seite stehen die Wünsche der Patienten nach einem möglichst idealen Körperbild. Auf der anderen Seite steht aber auch die Frage nach dem technisch Machbaren und nicht zuletzt dem ethisch Sinnvollen. Sicher versuchen wir Plastischen Chirurgen, möglichst nahe an die Wünsche eines Patienten heran zu kommen – allerdings sollte immer die Gesundheit im Vordergrund stehen. Es gehört zu den Aufgaben eines seriösen Arztes, den Patienten darauf hin zu weisen, wenn er oder sie völlig unrealistische Vorstellungen hat.

Ist der Schönheitschirurg weniger Wohltäter als sein Kollege aus der Herz-Kreislauf-Medizin?
Das kann man so nicht direkt vergleichen. Auch wenn die Ästhetische Chirurgie nur ein Teilbereich meines Faches ist, muss man ganz klar festhalten, dass ein schönheitschirurgischer Eingriff nicht „lebensnotwendig“ ist. Allerdings darf man auch nicht vergessen, dass zur Gesundheit auch das seelische Wohlbefinden dazu gehört. Wenn sich ein Patient tagtäglich über ein Problem im Gesicht oder am Körper ernsthafte Gedanken macht und dies aufs Gemüt schlägt, könnte man sicher vorschlagen, ihn zu einem Psychologen in Therapie zu schicken. Doch wenn es sich tatsächlich um ein isoliertes Problem handelt, welches durch einen Chirurgen relativ einfach innerhalb weniger Stunden behoben werden kann, muss man sich fragen, ob eine Operation manchmal nicht sinnvoller ist als eine jahrelange Psychotherapie. Diese Ansicht wird sogar in manchen Fällen von den jeweiligen Psychologen geteilt, die mich dann zu einer Operation ermutigen.

Die Weltgesundheitsorganisation definiert Gesundheit als einen "Zustand des vollständigen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlergehens". Muss man die Grenze zwischen kurativer Medizin und Lifestyle-Medizin neu definieren?
Man sollte sich als Mediziner bei jedem einzelnen Fall, mit dem man konfrontiert ist, die Frage stellen: Bringt meine Behandlung dem Patienten etwas? Verbessere ich sein Wohlbefinden?

Allerdings kann sich diese Optimierungsmedizin nicht jeder leisten – müssten dann nicht hier auch die Krankenkassen großzügiger werden?
Nein, im Gegenteil! Die Kassen werden immer strenger werden. Und das ist auch richtig so. Wir werden immer älter und müssen dankbar dafür sein, dass alles dafür getan wird, damit wir unter keinen starken Gebrechen leiden. Jeden Herbst werden wir mit demselben Thema in den Medien konfrontiert: „Steigende Krankenkassenprämien“. Und jedes Jahr geht ein Aufschrei durch die Bevölkerung. Wenn dann noch der Wunsch dazu käme, jeden Schönheitseingriff mit den Krankenkassenprämien zu finanzieren, würden sich die Prämien nicht nur erhöhen sondern mehr als verdoppeln. Das kann auch nicht das Ziel sein.

Wo liegt denn für Sie die Grenze zwischen medizinischer Hilfe und merkantiler Lifestyle-Dienstleistung?
Die Grenze liegt dort, wo die Erwartungen unrealistisch werden. Wenn jemand mit 55 Jahren zu mir kommt, aussieht wie 60 und lieber so jung und frisch wie andere 50-Jährige daherkommen möchte, dann ist das legitim. Wenn aber jemand mit 55 Jahren, der schon fünf Operationen hinter sich hat, den Wunsch äußert, auszusehen wie ein Zwanzigjähriger – das geht nicht! Dieser Mensch hat oft ein ganz anderes, nicht-körperliches Problem.

Die Behandlung eines solchen Menschen lehnen Sie also ab?
Ja, denn ich kann ihm nicht helfen. Im Gegenteil, ich schade ihm, denn es ist ja Teil seiner seelischen Krankheit, dass er mit dem Ergebnis nie glücklich sein wird.

Berichterstattung über die KMU-Frauen-Tagung in Davos am 24.10.2014:

SÜDOSTSCHWEIZ - 25.10.2014
BÜNDNER WOCHE - 29.10.2014

"Schönheit ist ein Geschenk - oder käuflich" (Leitartikel)

BÜNDNER WOCHE - 12.11.2014

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